Einige kennen vermutlich bereits das Harmony Agreements-Projekt von Canonical, ein Versuch, Copyright Assignments für mehr OpenSource-Software zum Standard zu machen oder deren Nutzung zu vereinfachen.
Jos Poortvliet hat zu diesem Projekt einen sehr schönen Kommentar auf LinuxUser geschrieben, in dem der Nutzen des Projektes sowie dessen möglicher Erfolg kritisch reflektiert wird. So wir zunächst das generelle Problem des Abgebens des Copyrights an eine Instituition und ins besondere an eine Firma beleuchtet und der Nutzen von CAs z.B. zum Durchsetzen von Patent/GPL-Verletzungsklagen in Frage gestellt, ebenso werden CAs mit Lizenzen im BSD-Stil verglichen: Während die BSD-Lizenz allen Leuten die Nutzung des Codes in proprietären Produkten erlaubt, wird bei einem CA einer einzigen Firma (oder Organisation) das exklusive Recht dafür eingeräumt.
Der Artikel ist wirklich lesenswert, da er das Thema relativ objektiv betrachtet und insbesondere auch auf Marks Vergleich des “Harmony”-Projektes mit den “CreativeCommons”-Lizenzen eingeht.
Insgesamt scheint auch Jos wie ich selbst Mark Shuttleworths Anstrengungen in Richtung CAs zumindest für unnötig zu halten. 🙂
Danke für den Hinweis auf den Beitrag! Also, sooo objektiv geschrieben fand ich den Artikel jetzt auch nicht, aber er war auf jeden Fall deutlich weniger polemisch als so manch anderes zu dem Thema.
Bei vielen kritischen Stimmen zu Canonicals Kurs bei verschiedenen Themen gehöre ich eigentlich oft eher zu denen, die Canonicals Handeln noch viel positives abgewinnen können. Aber bei diesem Thema der CAs bin ich auch sehr skeptisch, und mir gefällt die Konsequenz (man könnte auch Sturheit sagen), mit der Mark Shuttleworth das Thema durchsetzt, nicht.
Ich finde, dass CAs den gesamten Witz der GPL hintertreiben. Schon wenn man sie irgendwie mit BSD-Lizenzen vergleichen könnte, gibt es nunmal einen Grund dafür, dass die betreffenden Projekte nicht BSD-lizensiert sind. Und der einzige Grund, der mir einfällt, warum eine Firma CAs verlangen könnte, ist, dass man sich für die Zukunft ein proprietäres Produkt auf der Basis des Code vorbehalten möchte. Auf der anderen Seite finde ich die CAs bei der FSF genauso befremdlich.
OpenSource bedeutet für mich: Viele tragen gemeinsam zu einem Produkt bei, weil sie verstanden haben, dass man gemeinsam auf jeden Fall weiter kommt, als wenn jeder einzeln an konkurrierenden Produkten arbeiten würde. Bei CAs hat man eine Zwei-Klassen-Gesellschaft: Es gibt den Eigentümer des Codes, und der Rest darf freundlicher Weise Bugfixes beitragen. Damit kriegt man vielleicht einzelne Contributors, die mal einen kleinen Patch einreichen. Aber man kriegt vermutlich keine anderen Firmen dazu, sich bei einem gemeinsamen Projekt zu engagieren.
anders kann man aber auch argumentieren, dass der mensch der nur ab und an mal eine kleine änderung einfügt, mit dem recht an seinem code vergleichsweise wenig machen anfangen kann, wohin gegen die gruppe, die den code betreut so erhebliche probleme bekommen kann, stichwort lizensänderungen.
und man muss sich nur an die gpl_v2 / gpl_v3 streitigkeiten in so manchen opensource-projekten anschauen, wo eine umlizensierung zumindest ein erheblicher aufwand ist.
ich habe kein problem damit, meine rechte an eine firma abzutreten, wenn das projekt z.b. unter der bsd oder gpl veröffentlicht wird. bei einer lizensänderung könnte ich das projekt ja einfach forken.
gruß
Ja, das sehe ich für diesen Bereich auch so. Wenn man einfach nur kleine Patches einreicht, schadet ein CA wohl nicht (wobei es schon eine Hürde sein kann, und wenn nur jemand aus Prinzip keine CAs unterzeichnen will).
Nur, und das war mein Argument, wird sich dann niemand in größerem Umfang einbringen. Oder andere Firmen werden vermutlich auch kleinere Beiträge nicht unter einem CA einbringen. Die Frage ist: Sehe ich mich als Hersteller eines Produkts, das auch kleinere Beiträge von Dritten akzeptiert, oder sehe ich ein Produkt als Projekt, zu dem (potenziell) mehrere Parteien gleichberechtigt beitragen können.
ob das mehr oder weniger sind ist glaube schwierig einzuschätzen. also fakt ist, dass so ein ca erstmal eine hürde mehr ist, deswegen werden es wohl weniger leute sein.
nur wieviel opensource projekte leben von den kleinen patchen der user? bei den größeren projekten, sitzen da oft ja alles andere als nur hobbyprogrammierer dahinter. gerade firmen engagieren sich ja auch oft um das projekt in eine gewisse richtung zu “lenken”, also in dem sie z.b. den teil ausbauen, der für sie wichtig ist. ich kenne das z.b. aus dem uni-bereich, wo sehr viel an & mit opensource gearbeitet wird.
für den entwickler selber ergibt sich wohl wirklich kein vorteil, außer das es dem projekt zu gute kommt. da das aber ja vermutlich das hauptziel des entiwckler ist, sollte das doch kein problem sein.
auf der anderen seite würde eine verbreitung von cas vielleicht dazu führen, dass mehr geschlossene software langsam richtung opensource-projekt “hinarbeitet”. sich in diese richtung bewegt, was ansonsten nicht so ienfach möglich wäre.