Die Meisten haben es bestimmt schon gelesen: Die Firma “Elliott Associates”, ein Unternehmen, welches Hedgefonds verwaltet, hat angeboten, den Linuxdistrubutor Novell für über eine Milliarde US-Dollar zu übernehmen.
Novell leistet unter anderem den drittgrößten Anteil an Kernel-Code (in der nach Firmen aufgesplitteten Liste), ist für die Linux-Distribution openSUSE und deren komerziellen Ableger SLES verantwortlich, entwickelt viel an KDE und anderen Projekten mit und finanziert die Entwickler von Mono.
Ein Kauf durch den Hedgefond wäre – obwohl ich Novell wegen Mono und dem Microsoft-Deal sehr kritisch sehe – meiner Meinung nach fatal. Novell ist zwar sehr auf komerzielle closed-source-Software fixiert, trägt aber dennoch zu vielen Upstream-Projekten eine Menge hervorragenden Code bei. Die Leistungen der Novell Entwickler sind zweifellos bedeutend für viele Projekte. Wie Pro-Linux jedoch nun schreibt, will “der Investor den größtmöglichen Wertzuwachs für die Novell-Aktionäre erzielen; wie das zu erreichen ist, lässt er jedoch offen”
Der “größtmöglichen Wertzuwachs für die Aktionäre” ist in jedem Fall schlecht für die Mitarbeiter bei Novell. Hedgefonds sind nie an nachhaltiger Unternehmensführung interessiert, sondern wollen immer die größtmögliche Rendite. Zudem ist das vom “Unternehmer” Paul Singer geführte Geschäft für seine Methoden schnell an Geld zu kommen äußerst bekannt. (Quelle oder einfach kurz googeln)
Noch brisanter wird die Sache deshalb, weil Novell bekanntlich die Unix-Patente hält (auch wenn SCO da anders denkt), welche nach der Übernahme genutzt werden könnten, um noch weiter Geld von Anderen (Firmen) zu erpressen. Dies gehört ebenfalls zu Taktiken, die von “Elliott Associates” & Co. bereits erfolgreich angewendet wurden.
Das sind natürlich und zum Glück alles nur Spekulationen, ich fürchte aber dennoch, dass im Falle einer Übernahme von Novell von dem Unternehmen innerhalb kurzer Zeit nicht mehr viel übrig ist, vor allem wenn man sich das übliche Vorgehen von Paul Singer in solchen Fällen ansieht.
Die Aktionäre werden mit Sicherheit nicht verstehen, warum viele Mitarbeiter von Novell Code entwickeln, der dann noch von anderen Firmen genutzt werden kann und nicht nur für das eine Unternehmen Umsatz generiert.
Insgesamt hoffe ich das Beste für die Novell-Angestellten und darauf, dass der Effekt auf die OSS-Szene nicht zu groß wird. In wie weit Novell-Chef Ronald W. Hovsepian die Übernahme noch ablehnen kann, ist mir nicht bekannt, aber ich denke, dass er nicht allzuviel Spielraum hat.
Information: Heise Open
Wer weiß, vielleicht wollen sie, mit einer Drohung mit Urheberrechten, Novell an ein anderes Unternehmen weiter verscherbeln. In Frage käme da IBM oder Oracle. Man wird sehen…
Warum kann Novell nicht einfach nein sagen? Ihr tut so, als ob allein durch das Angebot Novell dazu verpflichtet ist sich übernehmen zu lassen.
Ob sie Nein sagen können oder nicht weiß ich nicht, immerhin ist Novell schon eine AG, da gibt es sicher einen gewissen Druck…
Gott wie mich diese Hedge Fonds ankotzen..
„Die Aktionäre werden mit Sicherheit nicht verstehen, warum viele Mitarbeiter von Novell Code entwickeln, der dann noch von anderen Firmen genutzt werden kann und nicht nur für das eine Unternehmen Umsatz generiert.“
Du meinst, die haben sich Novell-Aktien gekauft, ohne zu wissen, dass das Unternehmen OS-Software entwickelt?
Vielleicht sollte ich “die Aktionäre” besser in “Elliott Associates” umwandeln, denn die meine ich mit dem Satz. Das OSS-Engagement wird bestimmt zurückgefahren, da man damit nicht so schnell den Umsatz bzw. Gewinn des Unternehmes (Novell) steigert. Auf lange Sicht gesehen ist OSS natürlich besser, aber das Interessiert Paul Singer & Co. eher weniger, nach dem, wass ich über sein Vorgehen gelesen habe.
Die Spekulationen sehen eher so aus, dass Elliott Novell überhaupt nicht kaufen will. Stattdessen wollen sie mit dieser Aktion lediglich den Kurs in die Höhe treiben, und einen anderen Käufer zu finden, der ihre jetzigen 8,5% teurer kauft. Man redet von IBM oder Cisco.
Mal angenommen, IBM würde Novell kaufen, dann wäre IBM plötzlich Linux-Distributor. Interessante Vorstellung…
Leider ist das aber – soweit ich weiß – ein Rechtsverstoß, wenn man durch solche Gerücjte den Kurs in die Höhe treibt… Wir werden sehen.