Die absolut ätzenste Anwendung, die ich unter Linux nutze, ist für mich Skype. Der proprietäre Skype-Client lässt sich nur mit einigen Hacks überhaupt zum reibungslosen Betrieb zwingen, stürzt bei mir mindestens einmal die Woche ab und ist nicht wirklich speichereffizient. Zudem ist Skype das einzige Protokoll, was sich nicht in das globale Kommunikationssystem Telepathy integriert. Telepathy ermöglicht z.B. das Antworten auf Nachrichten direkt in der GNOME-Shell und ist in KDE z.B. für die Vernetzung des Plasma-Desktops verantwortlich, KDE-Telepathy wird vermutlich bald Kopete ablösen. Telepathy benutzt im Hintergrund für die verschiedenen Protokolle Module, so gibt es z.B. eins, welches XMPP/Jabber anbindet, eines für IRC-Kanäle oder Pidgins libpurple. Ist ein Telepathy-Backend geschrieben, erhalten alle Desktop-Komponenten Zugriff auf das neue Protokoll. Warum also nicht ein Telepathy-Backend für Skype schreiben? Mit dem neuen SkypeKit sollte das doch möglich sein…
Falsch gedacht! Eigentlich wollte ich – da ich Skype echt Leid war – selbst Hand anlegen und ein solches Backend schreiben. Der Haken: Das SkypeKit sowie die nötige Dokumentation dafür sowie die Header werden erst nach einer Registrierung bei Skype exklusiv freigegeben. Es ist nicht erlaubt, die SkypeKit-Schnittstellen öffentlich zu zeigen, weshalb ein Telepathy-SkypeKit-Backend nicht im Quellcode (z.B. unter der LGPL) veröffentlicht werden dürfte.
Das bedeutet, dass man selber das Modul als Closed-Source schreiben müsste und dann kompilierte Binaries anbieten müsste – das ist es mir dann auch nicht wert.
SkypeKit behindert mit dem Verbot, es weiter zu verteilen und die SkypeKit Schnittstellen öffentlich zu zeigen, effektiv seine Verbreitung bzw. die Verbreitung in freier Software. SkypeKit ist ausschließlich für Firmen oder ClosedSource Softwareprojekte interessant, solange bis Microsoft die Schnittstellen öffentlich macht und nicht mit Vertrag und Sonderbedingungen verteilt. Die Gründe dafür sind für mich nicht ersichtlich, da das Offenlegen von Schnittstellen mit keinem einzigen Nachteil für das Unternehmen verbunden wäre. Man könnte annehmen, dass Linux bzw. freie Software absichtlich ausgeschlossen werden soll, aber das wäre vermutlich zu simpel gedacht. (Obwohl ich es Microsoft ohne Probleme zutraue)
Was also tun? Auf das Reverse-Engineering des Skype-Protokolls warten? Meiner Meinung nach sollte man nicht zusehr darauf hoffen. Das Projekt macht zumindest auf mich keinen so guten Eindruck. (Ich wünsche mir aber, dass es funktioniert!) Stattdessen wäre es sinnvoller, alle Anderen zu überzeugen, Skype nicht zu nutzen und sie auf Alternativen hinzuweisen, in diesem Fall z.B. ein XMPP-Server mit Jingle-Erweiterung.
Ist die Gegenseite auf Windows zu Hause, ist es wohl am stressfreiesten, einen Google-Account zu empfehlen. Google bietet darüber einen XMPP/Jingle Chat an, der einfach zu bedienen ist. Bestehende XMPP/Jabber Nutzer können sich problemlos mit Google-Nutzern verbinden und Voice&Videochat nutzen. (In GNOME/Empathy wurde dieser gerade überarbeitet, in KDE-Telepathy ist das Modul noch experimentell) Wer kein Google benutzen will, kann auch auf andere Anbieter, z.B. Jabber-Server.de zurückgreifen, wichtig ist nur, dass der Server die Jingle-Erweiterung und damit Videochats unterstützt, um Feature-Gleichheit mit Skype zu erreichen. Der Haken für Windows-Nutzer besteht darin, dass es (zumindest so weit ich weiß) noch keine guten Clients für XMPP-Videochats unter Windows gibt. (Google bietet dafür ein Plugin, welches aber nur mit Google funktioniert) Linux-Nutzer müssen sich darüber keine Gedanken machen.
Das größte Problem, ist das Überzeugen der Mitmenschen, sofern das überhaupt möglich ist. (Eventuell benötigen einige Skype beruflich) – Dann steht der skypefreien Zone aber nichts mehr im Weg. Ich sehe keine gute Zukunft für Skype unter Linux, alleine der ungewartete Zustand des offiziellen Skype-Clients lässt das nichts gutes hoffen. – Vielleicht überrascht uns Microsoft aber auch noch, wer weiß? 😉
Hmm, aber es gibt doch eine Telepathy-Integration für Skype, sogar schon relativ lange. Man muss das Paket pidgin-skype installieren. Der Name ist zugegebenermassen etwas irritierend. Eine Skype-Kit-Version wäre sicher besser, aber nen Anfang ist es allemal.
so weit ich weiß, integriert das nur das chat-modul in pidgin. audio und video bleiben also außen vor. außerdem muss skype dabei selbst im hintergrund laufen und damit treten dann wahrscheinlich die selben probleme auf, als würde man direkt den skype-client benutzen.
Die fehlende Audio- und Videointegration liegt aber daran, dass das in KDE-Telepathy noch nicht eingebaut ist. Ich habe mit Skype unter Linux eigentlich nur ein Problem: Das das Mikrofon nach dem jedem Start gemutet ist. Ansonsten habe ich eigentlich keine Probleme.
Es soll übrigens relativ einfach möglich sein, mit Hilfe von Wine die Windows-Version von Skype unter Linux zum Laufen zu bringen. Habe es allerdings selbst noch nicht ausprobiert, da wie gesagt die Linux-Version für mich ausreichend funktioniert.
Videochat mit Telepathy in KDE ist vor kurzem “fertig” geworden
http://gkiagia.wordpress.com/2012/03/29/video-calls-in-kde-telepathy/
Audio+Video wird von Telepathy schon lange unterstützt, nur die frontends haben etwas länger dafür gebraucht. Die Pidgin-Version kommuniziert mit Skype über DBus und hat keinen Zugriff auf Audio/Video – aber alleine, dass Skype im Hintergrund läuft ist für mich ein NoGo 😛
Skype mit Wine wäre vielleicht irgendwann mal echt eine Option 😛
Hey,
als Client für Windowsanwender könnte jitsi (www.jitsi.org) vielleicht ein Alternative sein.
Da ich aber keine Windowsinstallation mein eigen nennen, kann ich den Client nicht testen. Weiß also nicht ob die Software schon was taugt.
Damit käme aber man sicherlich um einen Google-Account herum.
Gruß Haeger
Also ich bin zufrieden mit dem Linux-Client – finde ihn sogar schicker als das die neue Windows-Version und vor allem ist Skype unter Linux Werbefrei. Trotzdem bin ich auch schon lange auf der Suche nach einer Alternative aber bis auf das Google-Plugin hat noch ncihts problemlos funktioniert. Es kommt aber eben auch alles zusammen – schlechte Verbindung, keine Portweiterleitung und von Linux zu Windows. Da hat Skype einfach die Nase vorn – Skype (Chat) funktioniert sogar noch wenn das Internet gerade so langsam ist, dass ich nicht mal mehr eine Seite geladen wird.
Das Reverse-Engineering-Projekt ist extrem gut vorangeschritten. Im Blog gibt es jetzt eine Version von Skype, die es ermöglich mit einem Debugger wie SoftICE zu schauen, was Skype genau macht (das war vorher nicht moeglich, da Skype sich extrem gut dagegen absichert). Durch dieses Skype-Binary wird nun richtiges reverse-engineering ueberhaupt erst moeglich und sollte nun kein so grosses Problem mehr darstellen.
Das klingt ja doch nicht schlecht! 🙂 Werde das Projekt auf jeden Fall weiter im Auge behalten!
Genau für dieses Problem gibt es “skype-wrapper”.