Nicht ganz so kleines Statusupdate

Nach langer Zeit ohne (deutsche) Blogbeiträge, hier mal ein kleines Statusupdate über die Dinge, die ich momentan so mache oder wichtig finde.

Suche nach Daniel

Letzten Monat wollte der KDE und Freedesktop-Entwickler Daniel Nicoletti, welcher ein Freund von mir ist mit dem ich sehr lange an PackageKit, Apper und verwandten Dingen arbeite, von Brasilien aus zum Color-Management-Hackfest in Brno fliegen. Irgendwann am Abend erreichte uns dann über Daniels Google+-Account eine Nachricht von seiner Frau, dass etwas schlimmes passiert sei und sie nicht wisse, was mit Daniel ist, der sich in München am Flughafen befand. Ich habe damals relativ lange mit Daniels Frau gesprochen, und es stellte sich heraus, dass er wegen eines falschen Interpol-Haftbefehls in München festgehalten wurde. Das wirklich beeindruckende war die Reaktion der Community, aus der sich sofort Rechtsanwälte für Beistand gemeldet haben, ebenso wie Entwickler in München, die nach Daniel sehen konnten. Zudem gab es eine Spendenaktion, um zu ermöglichen, dass Daniels Frau nach München reisen konnte, um nötige Papiere vorbeizubringen. Auch haben sich Leute gemeldet, die sie in München aufnehmen konnten etc. – Inzwischen ist Daniel längst wieder frei und zurück in Brasilien. Die Geschichte, wie es zu dieser Verwirrung kam habe ich damals hier zusammengefasst (englisch).

Das, was mich an dieser Aktion wirklich tief beeindruckt hat, war die Reaktion der Community, die schnelle Hilfe und die extrem große Anteilnahme – damit hätte ich niemals gerechnet. Danke nochmals an alle, die geholfen haben!

“Neues” in Debian

In Debian bereiten sich momentan alle auf das Release von Debian Wheezy vor, so auch ich. 😀 Dementsprechend habe ich ein kleines Feature zu Apper hinzugefügt, welches es ermöglicht, dass Apper den alten update-notifier in KDE komplett ersetzen kann. Zudem ist wie immer die Jagd auf RC-Bugs eröffnet, an der sich übrigens jeder beteiligen kann ;-).

Auch PackageKit hat ein paar Änderungen erfahren. (ein paar Bugfixes an Aptcc werden nächste Woche noch folgen)

AppStream

Auf der AppStream-Front stehe ich in Kontakt mit OpenSUSE, und wir hoffen, dass wir AppStream-Funktionen sobald wie möglich auch dort zu Verfügung stellen können. AppStream ist eine Art “construction-kit” für Anwendungen wie das Ubuntu Software Center, es ermöglicht anwendungsbasierte Softwareverwaltung.

In der AppStream-Bibliothek habe ich ein paar Änderungen vorgenommen, die den Code robuster machen sollen. Irgendwann später kann auch das Ubuntu Software Center dieses Modul nutzen, wovon wir uns Geschwindigkeitsvorteile versprechen.

Listaller

Beim Listaller arbeite ich momentan an den cross-distro-Softwarequellen. Diese sind quasi ein Nebenprodukt der kommenden Update-Funktionalität des Listallers.

Im aktuellen Linux-User-Magazin ist ein Artikel über Listaller enthalten, welcher in jedem Fall lesenswert ist, da er die Geschichte des Projektes recht gut zusammenfasst. Einzig ein paar kleinere Fehler sind enthalten, so ist z.B. kein Stück von Listaller mehr in Pascal geschrieben (schon seit einem Jahr nicht mehr ;-)), außerdem werden keine eigenen GUI-Komponenten mehr bereitgestellt, diese Funktion übernimmt unter KDE Apper, und unter GNOME GNOME-PackageKit. (allerdings gibt es noch optionale extra-GUIs für GNOME, da ich mich momentan noch nicht darum bemühe, Listaller als externe Abhängigkeit von GNOME zu definieren – dafür ist es noch etwas früh) Auch vom PAPPI-Projekt habe ich sehr lange nichts mehr gehört, es sieht ziemlich tot aus… (aber vielleicht trügt auch der Schein)

Momentan stehe ich in Kontakt mit den ZeroInstall-Entwicklern, da ich gerne deren Feeds zum bereitstellen von Abhängigkeiten benutzen würde, den Feeds jedoch Metadaten fehlen. Momentan bin ich noch nicht sicher, ob nicht ein eigenes Format anstelle von ZI-Feeds die bessere Wahl wäre. (damit gäbe es keine Synergieeffekte zwischen den beiden Projekten, dafür hätte ich ein maßgeschneidertes Format für den Anwendungszweck…)

Die Roadmap des Listaller Projektes sieht noch ein 0.5.7-release vor, welches Updatequellen bringt. In 0.5.8 soll dann auch das Repository.Format stabil sein und mit der dann geplanten 0.6.0-Serie gilt das Versprechen zur Stabilität der Spezifikationen und APIs für alle Komponenten des Projektes (innerhalb einer Serie) – dann ist das Projekt auch nicht mehr experimentell und kann in jedem Fall produktiv verwendet werden.

PackageKit

Jede Menge Bugfixes und ein wenig verbesserte Dokumentation 🙂

Ubuntu

Meine Anfrage zur Portierung des Distribution auf PackageKit 0.8.x wurde angenommen, aber erstmal muss Ubuntu seinen Kompatibilitäts-Wrapper selber portieren.

Die Entscheidung, auf eine alte Version von GNOME im kommenden Release zu setzen halte ich für schlecht, aber logisch: Bei der großen Menge an Patches, die Canonical vornimmt, um Unity auf dem sich ändernden GNOME-Stack lauffähig zu halten, ist es deutlich einfacher die alte Version zu verwenden. Daher erwarte ich, dass Unity in der neuen Ubuntu-Version besser laufen wird.

Für Entwickler hingegen ist diese Entscheidung gar nicht gut, da es essentiell ist Programme mit der neuesten Generation der Basisbibliotheken zu testen, um Fehler früh zu erkennen und zu beheben. Außerdem werden GNOME-Entwickler schnell zu anderen Distributionen wechseln, wo sie ein aktuelles GNOME leicht bekommen können. Und wenn weniger GNOME-Entwickler Ubuntu benutzen, kann das auch schlecht für Ubuntu sein.

Mit der Entscheidung Ubuntus, auf systemd zu verzichten bin ich noch immer nicht glücklich. Ubuntu erwog lange Zeit, logind (den Nachfolger/Ersatz von ConsoleKit, welcher systemd-Schnittstellen nutzt) zu verwenden. Lennart Poettering hat mir aber auf Nachfrage recht gut erklärt, warum das ohne systemd nicht praktikabel ist. Daher bastelt Ubuntu momentan eigenen Code, um systemd-Schnittstellen bereit zu stellen und upstart die Nutzersitzung verwalten zu lassen.

Meiner Meinung nach ist das ein unnötiger Aufwand, da damit ein Problem nochmal gelöst wird, was bereits längst gelöst ist. Zudem erfährt der Ubuntu-Code weniger Tests wenn Ubuntu die einzige Distribution ist, die diesen Code verwendet.

Aber vielleicht funktioniert das auch ganz toll, ich lasse mich da gerne von den nächsten Ubuntu-Veröffentlichungen überzeugen. 🙂

Sonstiges

Momentan denke ich darüber nach, die FOSDEM in diesem Jahr zu besuchen. Ich wurde auch gefragt, ob ich nicht einen Vortrag dort halten würde, aber leider kann mir die Uni da immer einen Strich durch die Rechnung machen.

Vermutlich fällt diese Konferenz auch direkt in meine Klausurphase – wenn aber nicht, dann sieht man sich vielleicht dort! 🙂

So, das “kleine” Update ist mal wieder noch länger geworden als befürchtet… 😀

2 thoughts on “Nicht ganz so kleines Statusupdate

  1. Du bist ja betreffend dem Feed von ZeroInstall dem hier
    http://www.xkcd.com/927/
    relativ nahe.

    Ich finde es njetzt nicht so nachvollziehbar, sich da zu separierern. Könntet ihr da nicht einen erweiterten Standard definieren, der vielleicht sogar den ZeroInstaller Leuten nützt?

    1. Ich glaube, das ist wirklich inzwischen der meistzitierte XKCD-Comic 😀 (Habe ich selber oft genug gesehen und verwendet, liegt auch als Datei auf meinem Desktop rum ^^)
      Genau so einen Standard zu definieren ist der Plan. Dafür müssten aber ZeroInstall-Feeds um bestimmte Metadaten erweitert werden, die der Listaller zwingend braucht, um Abhängigkeiten zu erkennen.
      Zudem müssen die ZeroInstall-Tools diese Daten auch einbauen, damit der Listaller jeden ZI feed nutzen kann. Umgekehrt muss der Listaller auch für ihn selber unsinnige Daten in die Feeds schreiben.

      Die Architekturen von ZeroInstall und Listaller sind schon in einigen Punkten verschieden, daher muss hier abgewogen werden, ob es sinnvoll ist, eine gemeinsame Lösung zu bauen, welche eventuell nicht optimal für jeden ist, oder aber eine Lösung zu erstellen, welche zwar nicht kompatibel mit dem jeweils anderen Projekt ist, dafür aber die Bedürfnisse des Zielprojektes hervorrangend erfüllt.
      Ist etwas schwierig, das abzuwägen – es gibt darüber aber Diskussion 🙂

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